Türchen Nr. Neun
UND DANN KOMMT DER WEIHNACHTSMANN
Drei Tage später war Weihnachtsabend.
Wir saßen im Eßzimmer und warteten auf den Weihnachtsmann.
Und auf Onkel Robert. Onkel Robert war der Bruder von Papa.
Er wollte dieses Jahr Weihnachten mit uns feiern.
"Wo Robert nur bleibt?", fragte Papa und schaute auf die Uhr.
"Er wollte doch schon längst da sein"
Es schneit, vielleicht kommt er mit dem Auto nicht durch, sagte Mama.
Vielleicht hast Du recht, meinte Papa und schaute auf die Uhr.
Wir warteten eine viertel Stunde, eine halbe Stunde, und ich fragte alle fünf Minuten, wann denn der Weihnachtsmann käme.
Aber er kam nicht.
Und Onkel Robert auch nicht.
Papa wurde immer ungeduldiger.
Plötzlich sprang er auf und ging er aus dem Zimmer und rief uns im Hinausgehen zu: "Ich muss noch ne' Kleinigkeit erledige. Es dauert nicht lange, bin gleich wieder da.
Ich fand es sehr schade, dass Papa gerade jetzt wegmusste. Ich hatte Sorge, der Weihnachtsmann könnte vielleicht wieder gerade dann kommen, wenn Papa weg wäre. Und wirklich: Papa war kaum fünf Minuten aus dem Zimmer, da klopfte es an die Tür, und der Weihnachtsmann kam herein. Es war wie jedes Jahr: Erst fragte er mich, ob ich auch immer schön brav gewesen wäre. Dann sangen wir zusammen "Stille Nacht", und dann gingen alle hinüber ins Weihnachtszimmer. Nach einer Weile sagte Mama: "So, lieber Weihnachtsmann, jetzt hast du dir einen ordentlichen Schluck verdient, jetzt darfst du in die Küche gehen und was trinken!" Und der Weihnachtsmann ging in die Küche.
Kaum war der Weihnachtsmann hinter der Küchentür verschwunden, da hörten Mama und ich vom Flur her laute Schritte und Gepolter. "Um Gottes willen!", rief Mama, irgendwie erschrocken. "Nein, Robert ... " Da ging die Tür auf. Aber es war nicht Robert, der hereinkam, sondern der Weihnachtsmann. Weiß der Himmel, wie er es geschafft hatte, von der Küche aus in den Flur zu kommen! Vielleicht war er aus dem Küchenfenster gestiegen und zum Flurfenster wieder herein. Er kam direkt auf mich zu. Ich war so damit beschäftigt, meine Geschenke auszupacken, dass ich ihn gar nicht weiter beachtete. Schließlich hatten wir uns ja eben lange unterhalten und zusammen ein Lied gesungen!
"Na, willst du denn gar nicht aufstehen?", fragte der Weihnachtsmann mit tiefer Stimme und baute sich vor mir auf. Erstaunt stellte ich mich vor ihn hin. "Nun, bist du denn auch immer brav gewesen?", fragte er und schaute mich streng an. "Das hab ich dir gerade doch schon gesagt", sagte ich erstaunt. "Wann gerade?", fragte der Weihnachtsmann. "Na eben", sagte ich. "Bevor wir zusammen gesungen haben." "Wann sollen wir gesungen haben?", fragte der Weihnachtsmann ganz ratlos.





